Wie stille Präsenz den ganzen Raum füllt
Er stand nicht auf einem Podium. Kein erhobener Zeigefinger, keine großen Gesten. Einfach nur da – mitten unter uns. Leicht gebückt, als trüge er viele Jahre Wissen und Erfahrung auf seinen Schultern. Und doch: Mit seiner Präsenz füllte er den ganzen Raum.
Als sein Blick mich traf, fühlte ich mich gesehen. Dieses stille, freundliche Nicken – es wirkte wie eine Einladung, mich zu zeigen. Dreißig Menschen saßen da, jeder mit seiner eigenen Suche: nach Antworten, nach Heilung, vielleicht auch einfach nach einem Ort, an dem vage Empfundenes endlich Worte bekommt.
Schon nach wenigen Minuten war mir klar: Unsere Probleme sind selten unlösbar. Sie sind nur zu fest verdrahtet.
Wer ist Prof. Dr. Dirk Revenstorf?
Dirk Revenstorf zählt zu den Pionieren der modernen Hypnotherapie. Bis zu seiner Emeritierung war er Professor für klinische Psychologie an der Universität Tübingen. Zwischen 1984 und 1996 leitete er die Milton-Erickson-Gesellschaft Deutschland als Präsident und prägte die Hypnosetherapie im deutschsprachigen Raum nachhaltig.
Er hat über 20 Bücher und rund 200 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht – darunter das Standardwerk „Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin“. In jüngerer Zeit widmete er sich stark der Schnittstelle von Hypnose und psychoaktiven Substanzen. Sein Buch „Ketamin und psychoaktive Substanzen in psychotherapeutischen Prozessen“ gilt als wegweisend für die Diskussion um ketaminunterstützte Hypnose.
Revenstorf ist kein Mann der großen Worte. Seine Stimme ist leise, aber trägt. Sein Blick wach und durchdringend. Wer ihm begegnet, spürt: Hier spricht jemand, der nicht nur forscht, sondern fühlt.
Stimmen aus der Tiefe – was Teilnehmer erlebten
Es war, als würden sich verschlossene Türen öffnen.
Menschen, die sonst ihre Masken so sorgfältig tragen, gaben sich preis. Keine große Dramatik, keine Inszenierung – eher die leisen Wahrheiten, die sonst nie ausgesprochen werden.
Eine Frau auf der Liege flüsterte:
„Ich muss so und so sein. Und dabei fake ich, dass es mir gut geht, und niemand bemerkt es.“
Die Worte hingen im Raum wie ein Geständnis. Sie trafen nicht nur die anderen, sie trafen auch mich. Ich kannte diesen Satz – nicht von ihr, sondern von mir selbst.
Von einer anderen Liege hörte man:
„Ich bin immer sehr kontrolliert, ich kann kaum einmal loslassen.“
Ein Leben lang die Starke, die Verlässliche – und nun das Eingeständnis, nie frei gewesen zu sein.
Und dann die Stimme, kaum hörbar:
„Da kam wieder dieses Gefühl hoch, dass ich nicht liebenswert bin und nicht gesehen werde.“
Tränen flossen. Nicht laut, nicht dramatisch. Sondern diese stillen Tränen, die kommen, wenn eine Wahrheit endlich Luft bekommt.
Jeder Satz war wie ein Puzzle-Teil. Das Bild, das sich formte, kannte ich nur zu gut: Menschen, die zu viel fühlten, zu viel dachten, zu viel trugen.
Aber dann kam der Durchbruch.
"In diesem Moment bin ich wirklich mal aus dem Kopf gekommen."
Die Stimme des Mannes im Anzug klang anders. Erleichtert. Fast verwundert.
"Mein Verstand, mein Gehirn, das war jetzt irgendwo weit weg, und das war so erholsam!"
Ich sah zu Revenstorf. Er stand nicht im Mittelpunkt, und doch war er es. Wach, präsent, mit weichen Augen. Er sah jeden Einzelnen. Und in diesem Sehen lag bereits ein Stück Heilung.
Aus dem Kopf kommen
Grübeln und Gedankenkarussell sofort stoppen.
Hol dir die 3-Minuten-Technik für innere Ruhe.

"Wir machen aus unserer Lebenserfahrung Modelle von der Welt", erklärte er uns. "Wir denken, wir sehen die Welt. Das ist ganz falsch. Wir sehen überhaupt nichts. Das Gehirn hat keine Augen. Es macht sich Modelle."
Er ging zum Beamer, zeigte Kreise und Linien.
"Aber es ist so effizient, dass wir denken, das ist die Wahrheit und nicht ein Modell. Und wenn wir in eine Sackgasse geraten, in Gefühlen oder Gedanken, dann kommen wir da nicht raus. Wir sind in diesem Begriffssystem gefangen."
Beamer und Liegen für die Versuchsteilnehmer im Seminarraum von Prof. Dr. Dirk Revenstorf
Revenstorfs zentrale Botschaft
„Das Gehirn kämpft immer gegen das Chaos“, sagte Revenstorf an diesem Tag. „Es verwandelt Zerfall in Ordnung.“
Mit dieser einfachen, aber kraftvollen Formel brachte er ein komplexes Modell auf den Punkt: Unser Gehirn schafft Ordnung aus Chaos. Doch diese Ordnung – die Überzeugungen, die wir über uns selbst und die Welt entwickeln – wird im Laufe des Lebens immer starrer. Wir stecken fest in unseren „Begriffssystemen“.
Seine Metapher dazu war eindrücklich: das Rätsel, vier Punkte mit drei Linien zu verbinden. Wer im Rahmen bleibt, scheitert. Erst wenn wir den Rahmen verlassen, wird die Lösung sichtbar. Genau das, so Revenstorf, ermöglichen Hypnose, Trance und auch Ketamin – sie schaffen ein Maß an „Chaos“, das neue Verbindungen zulässt.
Verbinde die vier Punkte mit nur drei Linien.
Persönliche Resonanz
Vielleicht war es das, was mich an diesem Tag am tiefsten berührte: Revenstorfs Art, Räume zu öffnen.
Nicht, indem er Antworten lieferte, sondern indem er Fragen stellte. Nicht durch Macht, sondern durch Präsenz.
In unserem kurzen Gespräch sprach er mit mir über Ich-Entgrenzung, Timothy Leary, das tibetische Totenbuch. Große Themen. Aber in seiner Stimme lag etwas, das größer war als alle Worte: eine Art stilles Wissen, dass Veränderung möglich ist – auch dort, wo man sie nicht mehr für möglich hält.
Ich dachte in diesem Moment: Vielleicht ist Revenstorf selbst hochsensibel. Einer, der die Leiden und Freuden anderer tief in sich aufnimmt, und doch gelernt hat, daran nicht zu zerbrechen. Einer, der zeigt, dass Sensibilität nicht Schwäche bedeutet, sondern ein innerer Sensor für Tiefe ist.
Es erinnerte mich an meine eigene Arbeit – an Atemreisen, Trancearbeit, die NeuroTrance-Audios. Auch ich habe erlebt, was es bedeutet, für einen Moment das Ich loszulassen. Doch dieser Tag in Tübingen hat mir gezeigt: Es gibt noch so viele Türen, die wir gemeinsam öffnen können.
Prof. Dirk Revenstorf mit Götz Uwe Kreß beim Seminar in Tübingen
Ordnung sprengen, um Neues zu ermöglichen
Die Lehre aus Revenstorfs Seminar klingt schlicht – und ist doch tiefgreifend:
- Unsere Probleme sind nicht unlösbar. Sie sind nur zu fest verdrahtet.
- Veränderung gelingt, wenn wir bereit sind, den Rahmen zu verlassen.
- Hypnose und ketaminunterstützte Verfahren sind keine Zaubertricks, aber sie öffnen Fenster, durch die frische Luft in unser Leben strömt.
Es ist, als würde man in einem stickigen Raum die Tür öffnen – plötzlich merkt man erst, wie sehr man die Enge gewohnt war.
Oder, wie Revenstorf es sagte:
„Spiritualität beginnt dort, wo das Ich loslässt und etwas Größeres zugelassen wird.“
Fazit & Einladung
Als ich den Seminarraum verließ, hatte ich das Gefühl, einen Schlüssel in der Tasche zu tragen. Nicht den fertigen Plan, nicht die endgültige Antwort – sondern den Schlüssel, der Türen öffnet. Türen, die schon immer da waren, die ich nur nicht sehen konnte.
Manchmal sind es nicht die Probleme selbst, die uns festhalten – sondern die unsichtbaren Mauern, die unser Denken um sie herum errichtet hat. Wahre Veränderung geschieht dann, wenn wir den Mut finden, diese Mauern für einen Moment loszulassen und den Rahmen zu verlassen. Genau dort beginnt Freiheit.
Vielleicht geht es dir ähnlich. Vielleicht kennst du dieses Kreisen im Kopf, diese Mauern aus Gedanken, die enger und enger werden. Revenstorf hat mir gezeigt: Diese Mauern sind nicht aus Beton. Sie sind aus Rauch. Und wenn wir uns trauen, hindurchzugehen, merken wir, dass die Freiheit dahinter schon immer gewartet hat.
Und das gilt auch für dich: Du musst deine Gedankengefängnisse nicht dein Leben lang ertragen. Du kannst lernen, den Raum zwischen den Mauern zu sehen – und darin neue Wege zu entdecken. Jeder Schritt hinaus, und sei er noch so klein, eröffnet dir die Möglichkeit, leichter zu atmen, klarer zu sehen und dich selbst jenseits alter Grenzen zu erfahren.
Wenn du spüren möchtest, wie befreiend es ist, dein Gedankenkarussell zu stoppen, dann hol dir meinen kostenlosen Grübel-Stopper – eine einfache Übung, die dich sofort ins Hier und Jetzt zurückholt und dir zeigt, dass du die Kontrolle über dein Denken zurückgewinnen und innere Ruhe finden kannst.
Und erzähl mir: Wo erlebst du selbst deine größten Gedankengefängnisse – und wie hast du vielleicht schon einmal einen Weg hinaus gefunden?
Teile deine Gedanken in den Kommentaren – deine Geschichte könnte genau der Impuls sein, den ein anderer Leser heute braucht.